Breaking News – FAZ gibt zu: “Die Linke hatte Recht!”

Da sitzt man nichts ahnend in Hamburg, wartet auf besseres Wetter, schüttelt den Kopf über eine Schlägerei von Fußballfans in einer Hamburger S-Bahn und stößt auf folgenden FAZ-Artikel vom Mitherausgeber Frank Schirrmacher über die Krise der bürgerlichen Werte, beginnend mit dem selbstkritischen Anreißer:

“Im bürgerlichen Lager werden die Zweifel immer größer, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Gerade zeigt sich in Echtzeit, dass die Annahmen der größten Gegner zuzutreffen scheinen.”

Es ist doch faszinierend, in diesem Leitmedium des Wirtschaftsliberalismus erste Zweifel an der eigenen Weltanschauung lesen zu können. Dient die selbst hergebeischriebene liberale Politik tatsächlich nur den Reichen? Banken werden trotz geradezu gesellschaftsfeindlichem Missmanagement gerettet, auf Kosten der Bevölkerungen, für die soziale Sicherheit immer mehr erodiert. Da fragt sich selbst der gute Herr Schirrmacher, warum soziale Normen offenbar nicht für Unternehmenschefs gelten. Vielleicht ist das Groteske doch Realer als gedacht:

Zurück in die Zukunft

Ja, diesen Film habe ich gestern (zum ersten Mal) gesehen. Eigentlich hat der Film bei mir eher Kopfschütteln hervorgerufen, aber trotzdem hab ich es mir nicht nehmen lassen, einige Szenen nochmal anzuschauen. Mit ähnlichen Problemen haben aber auch die Beastie Boys bzw. ihre zahlreichen Doubles in dem nebenstehenden 30-minütigen Musikvideo (Fight For Your Right – Revisited) zu kämpfen. Must-see! Das Alter geht aber auch an Ad-Rock, Mike D und MCA nicht spurlos vorbei.

In letzter Zeit bemerke ich das aber auch manchmal an mir selbst. Jetzt am Wochenende fahre ich auf ein Festival in Hamburg – und schlafe bei ner Freundin in der Bude! Wo gibt’s denn sowas?! Ich hör mich schon jammern: “Aber man weiß ja nicht, wie das Wetter wird – und auf ner Isomatte kriegt man doch Rückenschmerzen!” Ironischerweise besingt auch einer der Headliner MARTERIA  (a.k.a. Marsimoto) die Erfahrung, von der Zeit überholt zu werden, in der Single Sekundenschlaf (SEEED Remix).

So muss das wohl kommen: Man telefoniert mit seinem Finanzberater und macht sich fast täglich Gedanken über die Zeit nach dem Studium. Dabei scheint das sich-Gedanken-über-die-Zukunft-machen in einer Studentenstadt wie der meinigen nicht übermäßig populär zu sein. Eine Freundin hatte mich vor längerer Zeit mal darauf hingewiesen, dass man doch auf Bahnfahrten besonders gut nachdenken könne. Sie bekommt dieser Tage ihr erstes Kind! Ein anderer Freund erzählte mir letztens von seiner neuesten Errungenschaft: Ein Standmixer! Gibt es einen besseren Beweis dafür, sesshaft geworden zu sein? Ok, wahrscheinlich fehlt ihm noch ein Brotbackautomat und ein elektrisches Tranchiermesser.

Die Kriminalpolizei informiert…

Heute war in Marburg Fahrrad-/-Skateboard-Demo. Die Veranstaltung war zwar etwas spärlich besucht, aber inhaltlich auf jeden Fall unterstützenswert. Wie beschwerte sich ein Kumpel über den Mangel an Skatespots in Marburg? Lausig gebombt! Ist einfach zu viel Kopfsteinpflaster hier!

Aber hey! Was hattest du Besseres vor, lieber Leser? Kino.to ist doch offline!? Ich bin aber sehr beruhigt, dass unsere Kriminalpolizei über fundierte HTML-Kenntnisse verfügt. Vom Quelltext der aktuellen Seite kann man einiges Lernen – etwa, dass eine HTML-Seite sehr klassisch aus <head> und <body> besteht. Also, wenn du mal eine eigenen Webauftritt programmieren willst, in den <title> schreibt man sowas rein wie “Diese Seite wurde wegen Verstoß gegen das Urheberrecht gesperrt!”. 😉

Doch ich bezweifel sowieso, dass viele Filme mit skateboardlichen Inhalt Eingang bei kino.to gefunden haben. Oder schon mal dort über Skateistan gestolpert?

Also Leute, geht doch mal wieder raus. Ihr verpasst nix!

Nen schönen Beat auf den Ohren, und ab gehts. So, ich geh dann mal skaten.

Wählt Thälmann!

Nach längerem Zögern wollte ich mich jetzt doch nochmal in das Marburger Kuriositätenkabinett hinab begeben. Es will nämlich dokumentiert werden, dass die deutsche Ingenieursbaukunst auch hier in der Lage ist, Brücken ins Nirgendwo zu stellen.

Offenbar sind die Stadtplaner hier so gut drauf, dass sie hier sogar Smileys auf die Verkehrsschilder kleben. Ich fühle mich von diesem lächelnden Auto jedenfalls sehr zur Fahrt nach Gießen ermuntert.

Aber manchmal fragt man sich dann doch, was die Strategen bei der Stadt bewegt,  auf die stark umfahrene Verkehrsinsel vor der E-Kirche auf, sage und schreibe fünf Sitzbänke (!) zu stellen. Meint man wirklich,  dass sich die müden Spaziergänger gerade dort in Scharen mitten in den Verkehrsstrom setzen wollen?! Das (noch fast winterliche) Foto vermittelt vielleicht einen etwas falschen Eindruck. Es muss wohl ein verkehrsfreier Sonntag gewesen sein, an dem sich die Bevölkerung zu religiöser Einkehr verpflichtet fühlte, da Schalttag, Tag-und Nachtgleiche und Ölpreisschock auf einen Tag fiel.

Doch es gibt auch noch einige wenige Schmankerl, die bisher noch nicht der Stadtentwicklung zum Opfer gefallen sind. Neulich wurde ich auf ein Graffito in der Oberstadt hingewiesen, dass überraschender Weise die vielen Jahrzehnte seit Anfang der 1930er Jahren überstanden hat, weil es hinter einem Stromkasten verdeckt war. Nach dessen Entfernung kann man direkt am Marktplatz (Nikolaistr.) wieder den Aufruf zur Wahl des später ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann entziffern. No Schleichwerbung intended.

Morgenstund ist die beste Medizin.

Habe ich nicht schon letztens den Niveauverlust von TV-Stars und Medienheinies beklagt? Leider musste ich feststellen, dass Ray William Johnson, dessen Youtube-Channel mir großartige Lacher wie  “OMG it’s a double rainbow – all the way” oder Eduard Anatoljewitsch Chil (aka “der Trololo-Mann”) brachte, nicht mehr das hält was er verspricht.

Doch es gibt wieder Hoffnung: Seit ein paar Tagen ist Ehrensenf wieder online – das großartige Internet-Nachrichtenformat, dass wöchentlich nützliche und sinnlose Neuigkeiten aus dem Internet vorstellt. Mit neuer Besetzung und neuen Ideen, und einigen interessanten Links! Unbedingt reinschauen, dann erklärt sich auch die Überschrift 😉

When I was a kid…

Was ist bloß aus den Helden der Kindheit geworden? Ich habe die Idole von einst immer für die letzten Überlebenden einer bald vergessenen Ära gehalten, in der es noch wahre Ideale und Helden mit weißen Westen gab. In letzter Zeit werde ich aber zusehends von den alten Kameraden im Stich gelassen. Offenbar sind die glorreichen Kämpfer für das Gute im Begriff auszusterben – selbst in der Spielzeugwelt:

Vor ein paar Wochen hat LEGO den Gefahrengutbeauftragten herausgebracht. Sieht so ein Held aus? Mir zeigt dieses Gesicht nur, dass selbst diejenigen die Hosen voll haben, die eigentlich den unschuldigen Bürger aus dem Schlamassel rausholen sollten. Als Kind konnte man sich noch auf das Expertentum der “Erwachsenen” verlassen – meinte man zumindest. Früher genügte ein Blick ins WAS IST WAS?-Buch und jedes noch so komplizierte Problem wurde auf verständliche Weise gelöst. Doch selbst dieses leuchtende Beispiel für den universellen Nutzen von Wissenschaft hat an Leuchtkraft verloren. Der Tesloff-Verlag stellte die für Neutralität und Ausgewogenheit stehende “WAS IST WAS?”-Marke kürzlich in den Dienst der Pharmalobby.

Wenig bleibt, wie es schien. Der scheinbar liebe und putzige Super Mario stellt sich als drogensüchtig heraus.  (Weitere Thematisierung in diesem Beitrag. Etwas nerdig, aber 1337! ROFL LOL LMAO)

Wen weitere Auswirkungen der zunehmenden Medialisierung auf Kindheit und Schule interessieren, sei auf den Digitalpädagogen Martin Kiesling-Strothöver verwiesen:

Dass David – Hassel’ – the Hoff nicht etwa die Mauer, sondern nur seine eigene Existenz im Rausch zum Einsturz brachte, ist mittlerweile auch hinlänglich bekannt. Aber irgendwie scheint eine gewisse LSD-Färbung zur Populärkultur der 90er dazuzugehören. Wer als Kind nicht diverse Wochenend-Vormittage vor Doctor Snuggles verbracht hat, sollte dies hier nachholen:

Bad Boy Kummer – oder: Ode an das Plagiat

KT in PlagiatorIn jüngster Zeit hat sich das unerlaubte Kopieren von Inhalten zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt. Nicht nur Guttenberg musste sich für die Verletzung der akademischen Ehre rechtfertigen – wenn die dreisten Plagiate nicht eigentlich seinem/n Ghostwriter(n) zur Last zu legen sind. Ich kann mir seine Salami-Taktik bei der Aufklärung nicht anders erklären, als dass er selbst erstmal prüfen musste, was ihm da eigentlich untergejubelt wurde. Der Skandal hat jedenfalls dafür gesorgt, die Frage von publizistischer Redlichkeit in das Medieninteresse zu rücken.

Mit ebendiesem Thema beschäftigt sich ein Film, der am 5. Mai 2011 in die Kinos kommt. “Bad Boy Kummer” ist ein Dokumentarfilm über den Schweizer Journalisten Tom Kummer. Als Hollywood-Korrespondent schrieb er für die Süddeutsche, den Spiegel, die Zeit, NZZ, FAZ usw usf. Geradezu gefeiert wurde Kummer in den 90er Jahren für seine Interviews mit großen Hollywoodstars, darunter Pamela Anderson, Sharon Stone, Brad Pitt. Die geistreichen Gespräche hatten nur einen Haken: Sie waren allesamt erfunden!

Im Film macht sich der ehemalige Kollege Miklós Gimes auf nach LA, um die Geschichte nochmal aufzurollen. Kummer lebt heute als Tennistrainer mit seiner Familie in Kalifornien, und macht tatsächlich einen leicht debilen Eindruck. Als Künstler zündelte er in jungen Jahren z.B. mit Benzin an der Berliner Mauer. Er verstand und versteht seine Interviews als Fortsetzung seiner Kunst mit anderen Mitteln. Ganz offenbar fühlen sich einige Journalistenkollegen von ihm verschaukelt, und sind z.T. noch heute sauer. Doch trafen Kummers Texte genau den Geschmack der Zeit. In den Redaktionen in Deutschland war man begeistert über die Unterhaltsamkeit und die inhaltliche Tiefe seiner Interviews, man stellte allerdings nie die naheliegende Frage, wie um alles in der Welt es Kummer gelungen sein konnte, den Stars derart intime Geheimnisse zu entlocken. Es kristallisiert sich heraus, dass der kurzzeitige Hype um Kummer einfach einem System von Angebot und Nachfrage geschuldet ist. Letztlich hat sich der “Bad Boy des Journalismus” der (tendenziell skrupellosen) Sensationsgier der Medien bedient und ist seinem rasanten Erfolg erlegen. Ein Film, der nachdenklich macht!

Natürlich ist systematisches Abschreiben in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung noch etwas anderes als der (übertrieben) kreative Umgang mit Unterhaltungstexten. Guttenberg hat offenbar dem Glanz, der vom klangvollen Doktortitel ausgeht, nicht wiederstehen könnten. Insofern bin ich KT regelrecht dankbar, dass sein Vergehen deutlich gemacht hat, dass Geld, Herkunft und selbstsicheres Auftreten die Dinge sind, die in diesem Land Ruhm und Erfolg ermöglichen. Da ist der Doktortitel letztlich nur eines der möglichen Vehikel. Um wissenschaftliche Erkenntnis und Forschung geht es da schon lange nicht mehr. Daher wundert es mich keineswegs, wenn in Schule und Hochschule plagiiert wird, was das Zeug hält. Es ist doch nur rational, dass der Student sich nicht die Mühe macht, Bücherberge zu wälzen und den Stoff innerlich zu einem festen Gedankengebäude reifen zu lassen, wenn die Hausarbeit nach Abgabe frisch gedruckt in die Schublade wandert – wenn sie vom Professor überhaupt gelesen wird. Reflexion, freies Denken und Originalität erfahren im (Hoch-)Schulsystem keine Wertschätzung. Schlagt die Lernfabrik mit ihren eigenen Waffen! Intelligentes Kopieren ist die Kompetenz der Stunde!

Facebook’s days are numbered…

…because it’s going to be sold?

Gary Hudson - Are you facebooked?

Two or three years ago “Are you on facebook?” was still a pick-up line, indicating a certain degree of inside information. Nowadays, facebook is a self-evident part of the internet. Here people share their interests, music, personal information etc. On tuesday Warner Bros announced they are going to start a video-on-demand service on the networking site. Watching a blockbuster while chatting with (so called) friends about last night’s party. Sometimes, not being able to commemorate yesterday’s orgy online may feel like missing a part of the actual party. But why do people confide such a big part of their lives to an internet site? A (very lucrative) business, that is. Although it looks like King Abdullah of Saudi Arabia’s offer to buy facebook for $ 150 billion was just a hoax. However, the thing has become so big, it’s not a surprise that estimates say 20% of divorces in the US are largely triggered by facebook.

I do not believe it is the same kind of a bursting bubble as Second Life. (Remember Second Life?) But facebook is subverted by Public Relations. You can buy a whole bunch of fans that will “like” you – a few thousands will do? Profiles can be created just for the sake of artificially pushing someone’s alleged popularity. Luckily people seem to get more critical, like you get more sober-minded after your first heavy binge drinking session. Also because of the impossibility to spot the share of individually useful information in the overflow of redundancy, there has been a call for alternatives. Unfortunately it may still take some time until the decentralised social network Diaspora is going to be open for users.

If you still believe the hype (even after checking out Gary Hudson’s project “Are you facebooked?” by clicking on the picture), there is breaking news for you: “Obamas daughters not on facebook“! Is daddy too restrictive? 😀